Der 8.April 1945- Seite 5
Diesen ersten Tagen folgten Wochen und Monate schwerer Aufräum- und Wideraufbauarbeit. Sie ergaben dann Jahre, die sogenannten "schweren Nachkriegsjahre". Die Versorgungswege wurden freigeräumt, die Straßenbahnlinien instandgesetzt, Trümmer beseitigt, Versorgungsleitungen repariert. Schulen nahmen ihren Unterrichtsbetrieb auf ... und das zerstörte Stadttheater wird 1949 durch das neugebaute "Volkstheater" ersetzt. Im Ergebnis des Krieges teilten wie Halberstadt auch viele andere zerstörte europäische und deutsche Städte das aufgezwungene Erbe des Dritten Reiches, die Hauptlasten dabei trug die Bevölkerung.
Und dann kam die DDR. In Halberstadts Gedächtnis gilt der 8. April 1945 als die zweite Zerstörung. Die erste verbrach 1179 Heinrich der Löwe, die dritte geschah in vierzig Jahren DDR. Nicht alles hatten die Bomben vernichtet. Von einst 1.605 Fachwerkhäusern standen nach dem Krieg noch 929. Die alternden Bewohner konnten ihre Domizile immer weniger erhalten, die Stadt wollte sie nicht geschenkt. Man ließ die leer gezogenen Quartiere verfallen und vermauerte die Gassen. Später erfolgte dann ein großflächiger Abriss dieser verfallenen Bausubstanz. So verschwanden eigentlich ganze Straßenzüge aus den Stadtplänen von Halberstadt. Klein Blankenburg, Düsterngraben, Lichtengraben, Dominikanerstraße, Trillgasse, Woort, Taubenstraße.... diese Straßen gibt es so nicht mehr. Die Erhaltung und Instandsetzung der noch vorhandenen Bausubstanz fügte sich nicht in Parteitagspläne und Planungen zu einer modernen sozialistischen Stadt ein. Halberstadt wurde eher eine Musterstadt des Plattenbaus in Erfüllung des Wohnungsbauprogramms der DDR. Auch wenn diese Pläne Pläne blieben, entstanden auf den Freiflächen ausreichend Parkplätze.
Nur 447 Fachwerkbauten überlebten die DDR. Bakenstraße, Voigtei, Rosenwinkel, Seidenbeutel zeigen noch, was Halberstadt einst war. Der Verfall der Stadt war vor der Wende oft Gegenstand in Fernsehberichten, natürlich nicht des Fernsehens der DDR. Statt einem Zentrum besaß Halberstadt ein halbes Jahrhundert lang die Ruine des einst schönen Büttner Hauses und Parkplätze.
Neben vielen Anstrengungen zur Erhaltung der noch vorhandenen historischen Bausubstanz besitzt Halberstadt seit 1998 wieder ein Zentrum. Angelehnt an alten Straßenzügen verschwand das "Parkplatzzentrum" mit den dort zum Teil noch stehenden Ruinen.
Halberstadt- Zentrum
Trotz vieler schöner Ecken, ist Halberstadt aber nur noch "Das Tor zum Harz". Ein "Rothenburg des Nordens" wird die zerstörte Stadt leider nie mehr werden können.
Mit der Bebauung des Zentrums haben sich jedoch die Probleme der Stadt nicht gelöst. Heute sind sie eher wirtschaftlicher Natur. Nach der politischen Wende in der DDR brachen auch in Halberstadt ganze Industriezweige weg und ihre Einwohner verloren damit ihre Arbeitsplätze. Arbeitslosigkeit, Abwanderung und Geburtenrückgang sind die heutigen Probleme der Stadt.
Jahr | Einwohnerzahl |
1920 | 48.715 |
1930 | 48.439 |
1940 | 54.000 |
1960 | 44.973 |
1980 | 47.834 |
1990 | 45.364 |
2000 | 41.417 |
2003 | 40.014 |
2004 | 39.693 |
Ihr kehrten nach der Wende ca. 8.150 Einwohner den Rücken. Unberücksichtigt blieben hierbei sogar durchgeführte Eingemeindungen von Emersleben und Klein Quenstedt. Dieser Rückgang entspricht etwa dem Einwohnerschwund nach der Zerstörung Halberstadts im II. Weltkrieg. So begann nun ein weiterer großer Abriss von Bausubstanz in Halberstadt. Straßenzüge, ganze Wohnviertel verschwinden erneut aus dem Stadtplan. Heute trifft es die durch das Wohnungsbauprogramm entstandenen Plattenbausiedlungen, wie den "Wilhelm- Pieck- Ring" oder den "Ernst- Thälmann- Ring".