Der 8.April 1945
...und die ersten Tage nach dem Bombenangriff
Am 8. April 1945 war die Domstadt Halberstadt erneut Ziel eines Luftangriffs US-amerikanischer Bomber. Nach einer knappen halben Stunde lag Halberstadt in Schutt und Asche. Fast 2500 Menschen fanden den Tod. Von ihnen konnten 1350 Bombenopfer identifiziert werden. 500 Opfer waren zerfetzt, verstümmelt oder so zugerichtet, dass ihre Identität nicht mehr ermittelt werden konnte.
Die Stadt war zu drei Vierteln zerstört. Kein Mensch kann ermessen, welch tragische Schicksale sich während und nach der Katastrophe in den Kellern, den Bunkern, den Lazaretten, auf der Straße oder in den Wohnungen der Betroffenen abgespielt haben.
In der Stadt waren im Ergebnis des letzten Bombenangriffs 800 Wohnungen total vernichtet, weitere 1500 Wohnungen waren stark beschädigt. Somit war die Hälfte aller Wohnhäuser der Stadt in wenigen Minuten verschwunden. Dazu traf es etwas 900 Handwerks- und Gewerbebetriebe, die nun nicht mehr existierten. Darüber hinaus waren alle Kultureinrichtungen wie Kinos und Theater vollkommen zerstört, desgleichen die Hälfte aller Lazarette und Krankenhäuser. Natürlich traf es auch Bildungseinrichtungen der Stadt . 3 Schulen wurden völlig zerstört, 7 weitere wurden unbenutzbar und die wenigen noch intakten wurden in weiterer Folge geplündert. Strom, Gas und Wasser gab es nicht mehr. Die wichtigsten Verkehrswege waren entweder zerstört (Bahnhof, Straßenbahnnetz) oder durch Trümmermassen unpassierbar geworden.
Allein eineinhalb Millionen Kubikmeter Schutt und Trümmer bedeckten das vollkommen zerstörte Stadtzentrum auf einer Fläche von etwa 1,1 Quadratkilometern. Von den etwa 65 000 registrierten Einwohnern der Stadt waren innerhalb weniger Minuten etwa 35 000 obdachlos geworden.
Jeder "Halberstädter" kennt dieses Datum, verbindet damit noch persönliche Erlebnisse oder kennt Berichte seiner Großeltern oder Eltern. So ließ sich ein Onkel von mir in der "Liebfrauenkirche" gerade trauen. Ein Weiterer wurde bei einer späteren Explosion im Zusammenhang mit Aufräumarbeiten am Hauptbahnhof lebensgefäkrlich verletzt. Meine Großeltern...
Nur einen Monat vor Kriegsende und nur drei Tage vor dem Einmarsch amerikanischer Truppen wurden 82 Prozent der historischen Innenstadt zerstört. Während die deutschen Städte in Schutt und Asche sanken, "evakuierte" die SS noch am 8. April die jüdischen Häftlinge Buchenwalds, um ihre Befreiung durch die US-Armee zu verhindern. Für sie begann der Todesmarsch. Die Tage vom 08.April bis zum Besetzungstage durch die amerikanischen Truppen waren in Halberstadt durch Chaos, Anarchie, Verzweiflung, Elend und verzweifelte Rettungsaktionen gekennzeichnet. Die Kriegsereignisse vom 8. bis zum 11. April 1945 prägten nachhaltig und unwiderbringlich das Stadtbild, aber auch die Erinnerungen ihrer Bewohner.
Durch die gewaltige Hitzeeinwirkung schmolzen im Zentrum die Zeiger der Martinikirche fest auf 11.28 Uhr ein.
Die abgeworfenen Sprengbomben rissen die Dächer auf, die Wände ein, pflügten und sperrten die Straßen, zerstörten die Wasserleitungen. Dann regnete es Brandbomben die Flächenbrände entstehen ließen. Das Fachwerk der Stadt fackelte ab wie aufgestapelter Zunder. Der Plan des Bombenangriffs der Amerikaner ging auf. Im Zentrum der Stadt verbrennen sofort das reich bemalte Büttnerhaus. Seine Ruine prägte noch über einige Jahrzehnte den Anblick des Zentrum, falls man es denn so noch bezeichnen konnte. Der Ratskeller von 1461. , das Hackerbräu und das Gotisches Haus, der Stelzfuß am Holzmarkt ....und weitere 672 historische Fachwerkhäuser versinken im Feuer.
Die brennende Stadt, der dabei entstehende Ruß und Qualm sind weithin sichtbar. Bewohner der Nachbarstädte wie Quedlinburg, Wernigerode bis hin zu Aschersleben werden so unbeteiligte Zeugen der in Halberstadt wütenden Feuersbrunst. Diese Städte und ihre Bewohner sind es auch, die nach diesem Bombenangriff erste Hilfe für Halberstadt und seine Bewohner zur Verfügung stellen.