Auswahlkriterien
Allgemeine Auswahlkriterien
Grundsätzlich muss man sagen, dass kein Ratschlag und keine Quelle im Netz es einem Fotografen abnehmen kann, das Objekt der Begierde einmal in Aktion erlebt und selbst in den eigenen Fingern gehalten zu haben. Daraus kann manchmal sofort eine Freundschaft fürs Leben werden und manchmal... . In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Glück auf der Reise durch das Objektiv-Schlaraffenland. Vielleicht hilft Ihnen dabei ja die unten angeführte kleine Checkliste.
Ihre Frage nach dem für Sie geeigneten Objektiv kann nur beantwortet werden, wenn Sie sich mit den folgenden Aspekten beschäftigen:
a) Was genau will ich fotografieren?
Von dieser Frage hängen die übrigen entscheidend ab. Möchten Sie Landschaften, Portraits, ihre Kinder, Haustiere, Kleinstlebewesen, Blumen, Vögel, Sport oder Architektur fotografieren? Suchen Sie einen Allrounder für die Reise? Oder wollen Sie eventuell mit der Ausrüstung wandern gehen?
b) Wie viel kann ich ausgeben?
c) Neu oder gebraucht?
d) Festbrennweite oder Zoom?
Festbrennweiten haben im Allgemeinen eine bessere optische Qualität als Zoom- Objektive. Eine Ausnahme hierbei stellen vielleicht teure Profiobjektive dar.
e) Welcher Brennweitenbereich?
Wie stellt man seinen bevorzugten Brennweitenbereich aber fest? Am Besten schaut man sich dafür seine bisher erstellten Fotos an und entscheidet dann. Es ist eigentlich nie verkehrt, für den Anfang zumindest ein Standardzoom zu besitzen. Die Meinungen dazu sind eher geteilt, jedoch halte ich es für durhaus wichtig an einer Crop- Kamera einen Brennweitenbereich von 18mm mit einem Standardzoomobjektiv abzudecken.
f) Brauche ich ein lichtstarkes Objektiv?
Wer Fotos bei schlechten Lichtverhältnissen ohne Stativ oder Blitz machen möchte, kommt nach allgemeiner Meinung um die Anschaffung lichtstarker Objektive nicht umhin. Bei ihnen verschwimmt zudem bei Portraitaufnahmen der Hintergrund und das Hauptmotiv wird toll freigestellt. Denkt man darüber nach, öfter unter schlechten Lichtverhältnissen zu arbeiten, sollte man an die Anschaffung eines Stativs oder/und eines Blitzes einplanen. Diese Hilfsmittel können möglicherweise wichtiger sein, als sich für teures Geld zusätzliche Lichtstärke zu erkaufen.
g) Original Canon oder auch Fremdanbieter?
Fremdanbieter bauen einige ausgezeichnete Objektive, allerdings muss man sich hier vorher ausgiebig über deren Qualitäten und auch hauptsächlichen Fehlleistungen informieren. Es gibt gerade bei älteren Sigma Objektiven möglicherweise Kompatibilitätsprobleme. Bei aktuellen Objektiven von Fremdanbietern sollte man diese zunächst im Laden testen oder sich zumindest ein Rückgaberecht beim Händler aushandeln. Die Hauptfrage bei der Herstellerauswahl ist: Lohnt sich der vermeindlich günstige Preis des Fremdanbieters für die gebotene Leistung und dem damit eventuell verbundenen Risiko?
h) Ist mir das Handling und die Fertigungsqualität wichtig?
Fokusgeschwindigkeit und Handling können sich ebenso wie die Stabilität stark unterscheiden. Die Canon Ring- USM Motoren sind schnell, leise und können jederzeit manuell nachgestellt werden (FTM - full time manual, das geht idR. nicht bei Micro- USM (Ausnahme: Canon 50mm 1.4); beide heißen bei Canon aber nur schlicht USM und sind vom Namen her nicht zu unterscheiden). Die meisten aktuellen USM Objektive benutzen einen Ring- USM. Hier bildet z.B. die USM- Version des EF-S 18-55 mit seinem Micro- USM eine Ausnahme. Neuerdings gibt es etwas Ähnliches auch von Sigma (HSM, mit FTM). Profigeräte (L-Objektive bei Canon) bestechen außerdem durch ihre Stabilität und perfekte Verarbeitung. Diese Produkteigenschaften schlagen sich allerdings auch im Preis nieder.
i) Welche Aspekte der optischen Qualität sind mir wichtig?
Schärfe und Kontrast sind sicher wichtig. Aber wie sieht es mit Verzeichnung (Verzerrung), Vignettierung (Abdunklung der Ecken), Flare (Kontrastminderung und Flecken durch Streulicht; Gegenmaßnahme Gegenlichtblende siehe auch Objektivschutz) oder einer langsamen Offenblende (=lichtschwach) aus? Einige dieser Faktoren kann man mit geeigneter Bildverarbeitung teils wieder korrigieren, aber es spart doch Zeit und Mühe, wenn das Objektiv gleich die guten Eigenschaften mitbringt. Dies ist einer der Hauptvorteile der teuren L-Objektive:
j) Portabilität?
Wie klein und/oder leicht darf es sein? Wie kombiniert sich ein Objektiv von der Filtergröße mit meinen anderen Objektiven? Brauche ich also z.B. mehrere verschieden große Polfilter? Wie viele Objektive brauche ich, um meine Anforderungen zu erfüllen? Möchte ich wirklich mehr als zwei Objektive mitnehmen? Möchte ich ständig das Objektiv wechseln im Urlaub (problematisch insbesondere in Begleitung)? Muss ich innerhalb meines Lieblingsbrennweitenbereiches immer zwischen zwei Objektiven hin- und her wechseln? Auf welche Eigenschaften bin ich notfalls am ehesten bereit zu verzichten? Ihr sehr schon, das wird nicht einfach.
k) Passt das Objektiv in mein aktuelles oder künftiges Linsensetup?
Ja. Diese Frage drängt sich dem Neuling fast nie auf, ist aber eigentlich eine der Wichtigsten. Es macht wirklich Sinn, sich zu Beginn ein wenig Gedanken zu machen, welche Linsen man zukünftig sein eigen nennen möchte. Wer dies nicht tut, kauft oft doppelt und dreifach und das kostet Zeit und Geld.