Tokina AT-X M100 AF PRO D/ F2,8

Es war mal über einen längeren Zeitraum da, das Makroobjektiv Tokina AT-X M100 AF PRO D mit einer Lichtstärke von F 2,8. Inzwischen habe ich mich vom Tokina wieder getrennt. Eigentlich gab es an diesem Objektiv nicht sehr viel zu meckern. Zwei Dinge haben mich letztendlich doch gestört. Auf der einen Seite konnte es konstruktionsbedingt in der Fokusgeschwindigkeit nicht mit Canon EF 100mm 1:2.8 Macro USM mithalten. Hier war der Stangenantrieb im Vergleich eben um Längen langsamer. Andererseits "muckte" es mitunter, wenn man im AF-Betrieb unter die vorgeschriebene Naheinstellgrenze kam. Hier produzierte das Tokina sporadisch an der EOS 5D auch bei der Nutzung unterschiedlichen Firmwareversionen der Kamera eine nicht wirklich reproduzierbare Errormeldung. Meines Wissens nach, hilft hier inzwischen ein Update der Objektivsoftware.

Tokina AT-X M100 AF PRO D/ F2,8
Tokina AT-X M100 AF PRO D/ F2,8

Tokina selbst produziert dieses Objektiv für Canon und Nikon für alle Kleinbild- sowie digitalen Spiegelreflexkameras. Glaubt man dem Hersteller, so soll dieses Objektiv eine "exzellente Schärfe von unendlich bis zur Abbildung in natürlicher Größe" zeigen. Dabei soll das Tokina AT-X M100 AF PRO D Qualitäten bieten, zu denen Zoomobjektive nicht fähig sind. Tokina meint dem interessierten Käufer ein erstklassiges Makroobjektiv mit höherer Auflösung, einem besserem Kontrast und weniger Verzeichnung anzubieten, als selbst die besten Zooms leisten. Das Tokina lässt sich von unendlich stufen- und lückenlos bis zum Abbildungsmaßstab 1:1 (d.h. bis zu natürlicher Größe auf dem Film bzw. Sensor) scharfstellen.


Nun, einen Großteil dieser umworbenen Eigenschaften sollte man jedoch von jeder guten Festbrennweite erwarten dürfen, egal ob es ein Makroobjektiv ist oder nicht. Genau hierin liegt ja ihr Vorteil im direkten Vergleich zu Zoomobjektiven, die in aller Regel nicht über den gesamten Brennweitenbereich optimiert sein können. Das Tokina Makro muss sich also eher den Vergleich zu den anderen durchgängig sehr guten Makroobjektiven von Canon, Sigma oder Tamron mit einer Brennweite von ca. 100mm stellen.

Schnittbild
Schnittbild Schnittbild

Die optische Konstruktion des Tokinas ist auf eine Bildkreisgröße zur vollen Auszeichnung des klassischen Kleinbildformats ausgelegt. Das Objektiv kann also sowohl für analoge Kleinbild-SLR-Kameras im Format 24x36mm als auch für alle APS-formatigen Digital-SLR-Kameras eingesetzt werden. Hierbei wird der Abbildungsmaßstab 1:1 unabhängig vom Format erreicht.


Optimal für Fotografie mit CCD- und CMOS- Sensoren

Die glatte Oberfläche der CCD- und CMOS-Sensoren reflektiert viel stärker als die graue und mattere Oberfläche herkömmlicher Filme. Deshalb wird ein Teil des vom Objektiv auf den Sensor fallenden Lichts wieder in Richtung zum Objektiv zurückgeworfen, und wenn dessen Linsen trotz Vergütung nur einen kleinen Teil erneut reflektieren, so überlagern sich dem scharfen Bild nun diffuses Streulicht und eventuell noch stärker störende „Geisterbilder“. Da Tokina das Reflexionsverhalten der Sensoren nicht ändern kann, wurde die Mehrschichtvergütung auf die einzelnen freien Glas-Luft-Flächen der Linsen für noch bessere Reflexionsunterdrückung neu konzipiert und weiter optimiert. Als Ergebnis soll jetzt ein noch höherer Kontrast und Freiheit von Geisterbildern erzielt werden.

Mechanische Details

Tokina Makro
Tokina Makro Tokina Makro

Genau an dieser Stelle hat Tokina sehr wertige Arbeit abgeliefert. Zumindest an dieser Stelle könnte sich Canon bei einigen Objektiven außerhalb der "L-Klasse" eine dicke Scheibe abschneiden. Die solide Metallfassung und die rutschsichere Oberflächenstrukturierung vermitteln schon bei der ersten Benutzung ein angenehmes sehr griffiges und wertiges Gefühl. Das Fenster vor der Entfernungsskala verhindert das Eindringen von Staub und Schmutz in die Fokussiermechanik. Eine Schärfentiefeskala liefert die vor allem im extremen Nahbereich wegen der physikalisch bedingt geringeren Schärfentiefe wichtige Information darüber, welcher Entfernungsbereich scharf wiedergegeben wird. Das Objektiv soll laut verschiedener Internetseiten innenfokussierend sein, was es deffinitiv nicht ist. Beim Fokussieren fährt der Tubus des Tokinas merklich sehr lang aus. Beim Fokussieren wird also die vordere Linsengruppe des Objektivs verschoben und die Scharfstellung nicht durch das Verschieben von Linsenelementen im Inneren des Objektivs erreicht.


Lediglich die Filterfassung dreht sich beim Scharfstellen des Tokinas nicht mit. Dies ist lediglich bei der Verwendung von Polfiltern, Verlaufsfiltern, Tricklinsen und am Objektiv anzubringenden Makro- Ringblitzen vorteilhaft. Die Frontlinse des Tokinas selbst ist jedoch sehr tief eingezogen. Dies macht die mitgelieferte Sonnenblende praktisch überflüssig.

Das neue Makroobjektiv AT-X M100 AF PRO D hat, wie viele andere Tokina-ATX-Objektive, den schnell bedienbaren Schiebeschalter zur einfachen und raschen Umschaltung zwischen automatischer (AF) und manueller (MF) Scharfeinstellung. Diese Umschaltung des Fokusrings erweist sich im Einsatz als sehr praktisch. In den arbeitenden Autofokus kann man im Unterschied zu vielen Canon- Objektiven manuell nicht eingreifen. Weil das Makroobjektiv bis zum Maßstab 1:1 über einen besonders großen Entfernungsbereich fokussierbar ist, hat es zusätzlich einen Begrenzungsschalter (focus limiter switch), mit dem der Makrobereich bei der Anwendung als mittleres Teleobjektiv blockiert und die automatische Scharfeinstellung beschleunigt werden kann.

Bei Makroaufnahmen ist die Brennweite von 100mm gegenüber 50mm oder eben den 60mm beim Canon EF-S 2,8/60 von Vorteil, weil der freie Aufnahmeabstand im Vergleich deutlich größer ist und eine schattenfreie Ausleuchtung ermöglicht werden kann. Der AF des Tokina ist für ein 1:1-Macro recht fix und kann sich mit den Vergleichsprodukten von Sigma und Tamron messen. Er scheint etwas schneller als der des Tamron zu sein, reicht aber deutlich spürbar nicht an die Geschwindigkeit des Canon 100 mm Makro heran. Er zeigt sich treffsicher und ist für einen Stangen-AF leise.

Leider besitzt das Tokina eine Frontfassung mit einem Durchmesser von nur 55 mm Filtergewinde. Somit benötigt man zur Verwendung von Vorsatzlinsen, einem Ring- oder Twin- Blitz für die Produktfotografie einen Adapterring von 58mm auf 55 mm.

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Nutzung als mittleres Tele, für Porträts ideal

Die Brennweite von 100mm ist sehr vielseitig nutzbar, in der Landschafts-, der Architektur-, der Sach- und Portraitfotografie. Speziell bei Porträts, wo Blenden um und größer als 5,6 wegen der Konzentration auf eine kleine Schärfentiefe bevorzugt werden, bietet die hohe Lichtstärke von F 2,8 des Tokinas Wahlfreiheit über mehrere Blendenstufen für das Spiel mit Schärfe und Unschärfe. Und bei der Available-Light- und der Sportfotografie ist auch mehr Reserve für bewegungsscharfe Aufnahmen bei schwachem Licht oder schneller Bewegung drin, als bei den im allgemeinen deutlich weniger lichtstarken Telezooms. Der verhältnismässig langsame AF prädestiniert aber das Tokina aus meiner Sicht nicht für das Einfangen schneller Bewegungen. Hier ist man mit einem Objektiv welches einen USM- Antrieb oder HSM (Hyper Sonic Motor) bietet besser bedient.

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Mein bisheriges Fazit

Das neue Tokina ist ein empfehlenswertes, kompaktes und sehr solide gebautes Objektiv mit einer hervorragender Abbildungsleistung. Es ist frei von Vignettierung und besitzt bei Offenblende eine sehr gute Randschärfe. Gravierende Schwächen sind mir bisher nicht aufgefallen. Vom Preis her ist es ein absolutes Schnäppchen.

Trotzdem gibt es einige Dinge mit denen man sich langfristig arrangieren muss. Aus meiner Sicht wären dies insbesondere das merklich langsame Fokussieren im AF und die fehlende Innenfokussierung.







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