Thailand 2005

Thailand hatte und hat unabhängig vom Tsunami viele schöne und sympatische Seiten. Wichtiger erscheint mir jedoch der nachfolgende Beitrag zum Krisengebiet. Die hier in den Fotogalerien eingestellten Aufnahmen entstanden in den Monaten Januar und Februar. Somit also fast nach der verheerenden Katastrophe.

Das Wort Tsunami hatten die Toten des 26. Dezember 2004 in ihrem Leben nie gehört. Die Tsunami-Wellen hatten in 20 Minuten über 2000 Kilometer an der indischen Küste entlang eine unvorstellbare Verwüstung angerichtet.

Mönch auf der Site 2
Mönch auf der Site 2 Mönch auf der Site 2

Den Begriff "Tsunami" (übersetzt in etwa: "große Welle im Hafen") prägten japanische Fischer aufgrund ihrer Erfahrung mit dieser besonders gefährlichen Art von Wellenbildung im Meer: Beim Fischen auf offener See bemerkten sie oft keine oder allenfalls geringe Wellenbewegung. Kehrten sie zum Abend in den Hafen zurück, mussten sie mit Entsetzen feststellen, dass offensichtlich eine starke Flutwelle den Hafen zerstört hatte. Die Überlebenden in den betroffenen Orten berichteten über haushohe Wellen, die mit großer Wucht alles in ihrer Bahn zerstörten.


Ein Tsunami entsteht, wenn plötzlich große Wassermassen im Meer bewegt werden, z.B. durch ein ruckartiges Auf oder Ab des Meeresbodens, ausgelöst durch ein Seebeben ab Stärke 7,5 auf der Richter-Skala. Erst ab dieser Stärke reicht die Energie aus, die darüberliegenden Wassermassen ruckartig hochzuheben. Nicht jedes starke Seebeben führt automatisch zu einem Tsunami: verursacht das Seebeben nur einen seitlichen Versatz des Meeresbodens, wird vergleichsweise wenig Wasser bewegt und es entsteht kein Tsunami, so z.B. beim Seebeben am 28.3.2005 vor der Westküste Sumatras im Indischen Ozean.Der Ausbruch eines Unterwasser-Vulkans kann ebenfalls einen Tsunami verursachen, falls das ausgestoßene Material (Asche, Lava) in kurzer Zeit eine große Wassermasse verdrängt. Auch Auswirkungen von außen auf das Meer können Ursache für einen Tsunami sein, z.B. großvolumige Erdrutsche nach Vulkanaus-brüchen wie beim Krakatau am 27.8.1883 in der Sundastraße zwischen Java und Sumatra. Auch die Einschläge von großen Meteoriten oder Kometen ins Meer haben in der Erdgeschichte die größten Tsunamis aller Zeiten verursacht. Tsunamis breiten sich mit einer Geschwindigkeit von bis zu 1000 km/h im Meer aus. Bei Tsunamis, die durch ein Seebeben entstehen, hängt die Geschwindigkeit von der Meerestiefe ab.

Obwohl es nun kaum mehr Gegenstand der Berichterstattung ist, können wir uns sicher noch an den zweiten Weihnachtsfeiertag 2004 und die verheerende Naturkatastrophe, den Tsunami, erinnern. Bei der Flutkatastrophe in Asien sind etwa 175.000 Menschen umgekommen. Eine Stunde:nach dem Seebeben erreichte die Flutwelle den Badeort Phuket in Süd-Thailand und zerstörte den dortigen Küstenstreifen. Die Zahl der Toten in Thailand wird auf ca. 5350 beziffert - rund die Hälfte davon sollen Ausländer sein. Die meisten Opfer gab es an der Westküste des Landes - vor allem in dem Touristenort Khao Lak und den Inseln Phuket und Phi Phi.

Im Zusammenhang mit dem Seebeben vom 26.12.04 in Südostasien werden ein Jahr nach der Katastrophe noch 15 aus Deutschland stammende Personen vermisst. 537 in Deutschland als vermisst gemeldete Personen konnten bisher identifiziert werden.

Im Februar 2005 hielt ich mich für 3 Wochen als Helfer in den Krisenregionen von Thailand auf. So kam ich auch in die Krisenregion von Khao Lak.

Es sei mir gestattet, hier zunächst die Bilder für sich sprechen zu lassen.



Vor der Nordspitze der indonesischen Insel Sumatra schob sich am zweiten Weihnachtstag die Indische Platte unter die Birma-Platte (Grafik ganz oben). Innerhalb von Sekunden senkte sich der Boden auf einer Strecke von rund tausend Kilometern um zehn Meter, wodurch ein Beben der Stärke 9 auf der Richterskala ausgelöst wurde – das fünftmächtigste, das je gemessen wurde. Es verursachte einen Sog, der Meeresspiegel sackte ab. Daraufhin formte sich eine 125 bis 250 Kilometer lange Welle, die sich mit 800 Stundenkilometern auf die Küsten Indiens, Thailands, Sri Lankas und sogar Afrikas zubewegte. Im flachen Küstengewässer verwandelte sie sich in riesige Flutwellen, die sich bis zu 30 Meter hoch auftürmten.

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Khao Lak

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Ohne jede Warnung traf der Tsunami auf die Küstengebiete. Brandet ein Tsunami an die Küste, zeigt er sein wahres Gesicht. Wenn er abbremst, kommen sich die einzelnen Wellenkämme näher und gewinnen an Höhe. Im gemächlichen Tempo eines Fahrradfahrers, aber mit ungeheurer Wucht, donnern sie an Land. Jeder Tsunami hat viele Formen: Er kann an einer Stelle wie eine haushohe Wand gegen die Küste klatschen – und nur wenige Kilometer entfernt wie eine hohe Flut ruhig im Sand verlaufen. Den größten Einfluss hat die Küstenform. Gefährdet sind vor allem Buchten, in denen die Wasserkraft wie mit einem Brennglas fokussiert wird, ausgerechnet dort, wo Menschen ihre Städte und Häfen bauen.

Beim Tsunami im Indischen Ozean am 26.12.2004 betrug die Laufzeit der Welle zwischen einer Viertel bis über sechs Stunden (je nach Region), wie die Infografik zeigt:

  • 1/4 Stunde: Region Aceh in Nordsumatra
  • 1 Stunde: Badeort Phuket in Süd-Thailand
  • 2 Stunden: Ostküste Sri Lankas
  • 3 Stunden: Madras (Ost-Küste Indiens)
  • 4 Stunden: Malediven / nördlicher Golf von Bengalen, Bangladesch
  • 5 Stunden: Lakkadiven (Inselgruppe, Westküste Indiens)
  • 6 Stunden: Mogadischu ( Somalia)

Dabei hat es sie gegeben. Die Tsunami-Warnung für Südostasien wurde wenige Minuten nach dem verheerenden Seebeben vor Sumatra veröffentlicht. Sie stand auf der Internet-Seite des Geologischen Dienstes der USA (USGS). Wer sie lesen wollte, musste sich über fünf Links weiterklicken. Dort war zunächst die Entwarnung für Amerika zu lesen: »Keine Tsunami-Gefahr für die Pazifikregion.« Darunter stand: »Möglichkeit eines Tsunamis im Erdbebengebiet.« Die Warnung verpuffte, niemand erfuhr davon.

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Zerstörungen an Hotelanlagen

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Ein System wie die USA haben sich die Anrainer des Indischen Ozeans nicht geleistet. Schließlich sind Tsunami-Ereignisse dort sehr viel seltener und die betroffenen Regionen haben mit ernsten wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen. Zwar werden Erdbeben auch dort seismisch erfasst. Doch es gibt keine Warnbojen im Indischen Ozean.Viel wichtiger als eine technisch hoch entwickelte Infrastruktur zum Erkennen sei aber eine Ausstattung zum Warnen, denn »Sirenen versteht man überall.« Womöglich hätten sie am zweiten Weihnachtstag das Schlimmste verhindern können. Die Information nämlich war in der Welt. Doch den um 02.14 Uhr (MESZ), also rund eine Viertelstunde nach dem Beben auf der Website des Pazifik-Tsunami-Warnzentrums veröffentlichten Hinweis hat letztlich niemand beachtet – weder in Indonesien noch in Thailand, die beide zu den 26 am Warnsystem beteiligten Staaten gehören.

Ein Vermerk, der routinemäßig ans Ende jedes Protokolls gesetzt wird, das ein Beben von einer Stärke ab 7,5 zum Inhalt hat, schreckt niemanden auf, veranlasst niemanden, Alarm zu schlagen. Charles McCreery, Chef des Warnzentrums, räumt ein: »Wir haben getan, was wir konnten, aber wir haben keine Kontakte in unseren Adressbüchern für irgendwen in diesem Teil der Welt.«
»Wen hätten sie anrufen sollen?«, fragt Rainer Kind. Eine Möglichkeit wäre der Rundfunk gewesen. Allerdings hätte dies eine Panik auslösen können, auch eine tödliche Gefahr.

Khao Lak vor und nach der Katastrophe

Entsprechend einer Pressemitteilung des BKA vom 07.12.2005 dauert der IDKO-Einsatz des Bundeskriminalamtes in Thailand voraussichtlich noch bis Ende Februar 2006 an.

Nach einer Mitteilung aus Phuket sind knapp ein Jahr nach dem verheerenden Tsunami im Indischen Ozean in Thailand 805 Leichen oder Leichenteile von Opfern verschiedener Nationalitäten noch nicht identifiziert. Wie die Thailändische Tsunamiopfer-Identifizierung (TTVI) am Montag (13.12.2005) mitteilte, konnten bisher 2.867 der 3.540 als vermisst gemeldeten Menschen identifiziert werden.

Aufgrund der Arbeit der internationalen polizeilichen Kooperation zur Identifizierung der Opfer des Seebebens in Phuket, Thailand, ("Thai Tsunami Victim Identification Center" - TTVIC), konnten die thailändischen Behörden insgesamt schon mehr als 2.800 Identifizierungen bestätigen. Bei ca. 870 Opfern ist der Identifizierungsprozess noch nicht abgeschlossen.

Die Zahl der Leichen übersteige damit die Anzahl der als vermisst gemeldeten Personen. Gleichzeitig seien ausländische Gruppen zur Unterstützung nach Thailand gekommen, um die örtlichen Behörden bei der Identifizierung schwieriger Fälle zu unterstützen. Bis Februar 2006 sollen Teile der Gruppen noch im Land bleiben. Die Zusammenarbeit zwischen den Ländern habe jedoch gut funktioniert. Ursprünglich waren 31 Länder an der Opferidentifizierung beteiligt. Heute sind nach Angaben von Oberst Khemarin Hassiri von der thailändischen Polizei noch 16 Länder mit insgesamt rund 100 Mitarbeitern in Thailand vertreten.

Diese Größenordnung erreichte nach der Aufbauphase wohl fast das durch Deutschland gestellte Kontingent.

Mitarbeiter des BKA, Kriminalbeamte der Länder, Rechtsmediziner und Zahnärzte unseres Landes waren somit nicht nur Helfer der ersten Stunde, sondern verbleiben vermutlich bis zur Lösung der gestellten Aufgabe in Thailand.

Für mich -als einer der vielen Teilnehmer dieser Mission- ist es ein gutes Gefühl zu wissen, dass die begonnene Arbeit zu Ende gebracht werden soll. Vielen Hinterbliebenen kann so Gewißheit über das Schicksal ihrer Angehörigen vermittelt werden. Vor wenigen Tagen erfuhr mit der Bambi- Verleihung dieses Team für die in Südostasien geleistete Arbeit stellvertretend für viele weitere Helfer öffentlichen Dank und Respekt. Wichtig ist aber auch, den betroffenen Ländern weiter aktive Aufbauhilfe zu lesiten.

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Zur Site 2
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Die "Wall of Remembrance" befindet sich in unmittelbarer Nähe der offiziell genannten Site 2 bei Khao Lak, einem der Orte in Thailand, an denen eine Leichensammelstelle eingerichtet und Obduktionen durchgeführt wurden. Symbolisiert durch einen Ländernamen und der Nationalflagge der Staaten, die Opfer zu beklagen hatten, war und ist sie Anlaufpunkt des Gedenkens. Diese "Wall of Remembrance" wurde am 26.01.2005 offiziell geweiht. Sie wird ein fester Anlaufpunkt vieler Angehöriger der bereits identifizierten Opfer, derer die immer noch auf ein Ergebnis der Identifizierungsmaßnahmen hoffen, aber auch derer sein, wo Antworten ausbleiben werden.


Die an der Site erhobenen Daten der Opfer wurden in einem international besetzten Center mit den eingegangenen Ausgangsdaten der Heimatländer abgeglichen. Innerhalb weniger Wochen waren die Norweger in der Lage, das Equipment für die Site 2 den internationalen Teams zur Verfügung zu stellen.







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